Jahresbericht 2016

Liebe Freunde,

 ich möchte mich bei Ihnen allen für Ihre Unterstützung der Arbeit der Stiftung “Neue Familie” in Czernowitz/Ukraine bedanken und Ihnen ausführlicher über unsere Tätigkeit im Jahr 2016 berichten.

Das Jahr 2016 war bei uns immer noch nicht ruhig und friedlich. Ende 2013 begann in der Ukraine ein Kampf für menschenwürdige Werte und politische Veränderungen. Dafür zahlt das Land im wahrsten Sinne des Wortes mit Blut. Im Osten des Landes gibt es seit über 3 Jahren kriegsähn­liche Antiterroroperationen (ATO). Im November 2016 hat das Gericht in Den Haag die Annek­tierung der Krim als militärischen Konflikt zwischen Ukraine und Russland anerkannt. 

Die Folgen des Krieges sind Arbeitslosigkeit, soziale Desadaptierung, Aggressionen, die zu verschiedenen Formen von Gewalt führen. Auf Grund der unkontrollierten Grenze zu Russland braucht unser Land dringend Hilfe, da die Verbreitung von Drogen ständig zunimmt und die Zahl der davon abhängigen Jugendlichen stetig steigt. Dazu darf man nicht vergessen, dass es in der Ukraine 1,7 Millionen Binnenmigranten gibt. Und das in einem Land mit 40 Millionen Einwohnern! Mit diesen Zahlen liegt die Ukraine weltweit betrachtet an vierter Stelle nach Syrien, Irak und Jemen und an erster Stelle in Europa. 

Unsere Stadt Czernowitz ist überfüllt von ostukrainischen Flüchtlingen und Flüchtlingen aus der Krim. Im Gegensatz zu Europa, wo es historisch immer wieder Flüchtlingswellen gegeben hat, ist die Ukraine zum ersten Mal mit solchen Tatsachen konfrontiert. Das bedeutet, dass die Teil­nehmer von ATO und Flüchtlinge mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen haben, und daher oft Alkohol und Drogen als Mittel zur Erleichterung der Adaptation (Stress) und gegen körperlichen und psychischen Schmerz, hervorgerufen durch den Verlust geliebter Menschen und Familienangehöriger, von Arbeit und Wohnmöglichkeiten usw. benutzen. 

Wir alle sind auf einmal Kriegsopfer geworden. Darum erweitern wir unser Programm zur Linderung/Beseitigung der Wirkung von Kriegsfolgen.

Die schwierige politische Situation hat auch negative finanzielle Auswirkungen. Laut Information der ukrainischen Nationalbank vom 06.01.2017 betrug die Inflation im Jahr 2016 12,4 %. Im gleichen Bericht war auch erwähnt, dass Gas um 42 %, Strom um  60% und Heizung um 88 % teurer geworden sind, was automatisch zur Steigerung von Lebensmittelpreisen und verschiedenen Leistungen führt. Auch für 2017 erwarten wir laut Prognosen unserer Regierung weitere Preiserhöhungen.

Wir sind Ihnen allen unendlich dankbar, dass wir dank Ihrer Spenden und Unterstützung in dieser schwierigen Situation unsere Arbeit weiter führen und sogar erweitern können. Die Erweiterung von unseren KlientInnen-Gruppen erfordert von unseren MitarbeiterInnen zusätzliche Kenntnisse. Die Arbeit mit Binnenflüchtlingen und Teilnehmern von Antiterroroperationen (ATO) ist für uns ganz neu, wir brauchen wenn möglich noch mehr zusätzliche Ausbildung. Manchmal sind fachliche Workshops in anderen Projekten kostenlos, manchmal zahlen wir für weitere Ausbildung dank Ihrer Spenden. 

Ende Dezember 2015 hat unsere Direktorin des Tages-Reha-Zentrums (TRZ)  Aljona Bezhan eine Online-Petition über die Notwendigkeit einer Drogenpolitik in der Stadt und die Gründung der Drogenkoordination Czernowitz geschrieben. In eine Woche hat diese Petition zahlreiche Unter­schriften der BewohnerInnen erhalten. 

Die Stadtregierung war gezwungen, darauf zu reagieren und am 22.01.2016 gab der Bürger­meister die Anordnung zur Bildung einer Arbeitsgruppe. Das war der Anfang unserer Arbeit in der Drogenpolitik im Laufe des ganzen Jahres. Das ganze Jahr haben wir geredet, überzeugt, kommuniziert. 

Die MitarbeiterInnen unserer Stiftung empfehlen Mechanismen der Koordination unter Fachleuten und erarbeiten die aktuellen strategischen Ziele und Handlungsfelder des Drogenkonzepts. Im Laufe des ganzen Jahres entwickelten die StiftungsmitarbeiterInnen freiwillig die Grundlagen und Dokumentationen zum Drogenkonzept von Czernowitz. Trotzdem war der Widerstand von vielen bürokratischen Beamten enorm groß.

Am 16.12.2016 wurde die Drogenkoordination bei der Stadtregierung Czernowitz etabliert, um die Strategie der Drogenpolitik zu entwickeln. In der Drogenkoordination sind auch 2 Mitarbeiterinnen der Stiftung – die Exekutivdirektorin und die Juristin. 

Unsere großen Helfer in dieser unserer Arbeit waren die TeilnehmerInnen der Arbeitsbesuche in Wien, die wir im vorigen Jahr für die Fachleute organisiert hatten. Diese Fachleute waren aus denjenigen Bereichen, die die Schicksale unserer KlientInnen beeinflussen (Jura, Polizei, Medizin, soziale Dienste).

Im Oktober 2016 haben wir dank unserer österreichischen Freunde und Kollegen einen Arbeits­besuch nach Österreich organisiert, um sich mit den Drogenkonzepten von Wien und Graz vertraut zu machen. Die Teilnehmer der Arbeitsbesuche waren der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Czernowitz und Oberpolizisten.  

Im Institut für Suchtdiagnostik Wien
Im Institut für Suchtdiagnostik Wien
Das Gespräch mit Kollegen  Wien
Das Gespräch mit Kollegen Wien

Diese Besuche waren dank der Unterstützung unserer Sponsoren möglich (Wiener Verein “Confinis” in Zusammenarbeit mit dem Stadtmagistrat Wien und der Drogenkoordination Wien, der „Privatstiftung Erste“ sowie zahlreichen Privatpersonen).

Mit jedem solchen Besuch wächst der Kreis von uns Gleichgesinnten und jeder solche Besuch bringt uns, den MitarbeiterInnen der Stiftung, neue Informationen und Ideen. 

Neue Erfahrungen und Ideen haben wir im März 2016 auch aus Basel, Friedrichshafen und Freiburg mitgebracht. Dort hatten unsere MitarbeiterInnen ein sehr intensives Programm absolvieren dürfen: Besuche, Gespräche mit KollegInnen in entsprechenden Einrichtungen und im Gymnasium, bei Polizei und privat, Erfahrungsaustausch und Ideen… 

Ein großes Danke an die Wohnhilfe Basel und private Personen, die diese unvergessliche Zeit für unsere sonst  wenig reisenden MitarbeiterInnen ermöglicht haben. Die oben erwähnten Reisen sind starke Motivation unsere weitere Arbeit mit viel besserer Qualität. 

Im Rahmen des Harm-Reduction-Programms besuchen wir die Familien, deren Familienmitglieder Drogen konsumieren. Wenn Eltern Drogen nehmen, leiden auch die Kinder.

In Familien mit Drogenproblematik erleben Kinder in hohem Maße materielle Not, schlechte Wohnverhältnisse, mangelhafte Ernährung, Krankheit, Konflikte und Gewalt. Dort treffen wir oft Kinder, die als Baby Nichtadäquates zu essen bekommen (z.B. Hartwurst), nackt in verwahr­lostem Zustand ihr junges Dasein fristen und später keine Schule besuchen, weil sie keine Schuluniform und Hefte haben. 

Bluztest
HIV - Test

38,2 % unseres Budget nimmt das „Harm-Reduction-Programm“ (Reduzierung von Schaden infolge von Drogenkonsum) in Anspruch. Die Finanzierung erfolgt seit 2002 durch die internationale Allianz der öffentlichen Gesundheit ( früher HIV/AIDS Alliance ). Im Rahmen dieses Programms arbeiten wir mit 3.092 KlientInnen (2.089 Männer und 1.003 Frauen im Alter von 18 bis 54 Jahren), die injizierbare Drogen konsumieren, und mit 777 Sexarbeiterinnen im Alter von 18 bis 46 Jahren. 


So entstand schon 2005 unser Kinderprojekt, welches seit 2015 eine selbständige Abteilung in unserem Tagesrehazentrum ist. Dank Ihrer Hilfe haben die Kinder drogensüchtiger Eltern weiterhin jeden Samstag ein warmes Essen erhalten. 

 

In unserem Kinderprojekt sind 64 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 14 Jahren (12 von ihnen sind im Vorschulalter), die von der Suchtkrankheit ihrer Eltern betroffen sind. Meistens sind ihre Eltern von illegalen Drogen abhängig.

 

Wissenschaftler meinen, dass Kinder suchtkranker Eltern ein bis zu sechsfach höheres Risiko haben, selber abhängig zu werden oder Suchtmittel zu missbrauchen. Belegt ist ebenfalls, dass das Risiko, an anderen psychischen Störungen (besonders Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen) zu erkranken, deutlich erhöht ist. Unsere Kinder sind mit Familiengeheimnissen überfordert. Sie erleben häufig psychische und körperliche Gewalt. Sie brauchen daher besonders Hilfe. Wir bringen ihnen daher bei, soziales Verhalten zu entwickeln, damit sie liebevolle Beziehungen entwickeln können. 

Die Arbeit erfolgte jeden Samstag vom 10:00 bis 15:00 Uhr; im Jahr 2016 in der Schule №41, ab Januar 2017 in der Schule № 30. Die Kinder und Jugendlichen arbeiten nach dem Programm der sozialen Adaptation und Suchtprävention sowie Prophylaxe der negativen Nachfolgen von Sucht­mittelkonsum. Regelmäßig wird eine Diagnose von Zustand und Bedürfnissen durchgeführt. Wir benutzen die Methoden der Diagnostik des suizidalen Benehmens von Teenagern. Diese Diagnostik ist in erster Linie für Kinder und Jugendliche, die autistisches und repressives Benehmen zeigen (Neigung zur Selbstmord und Sucht). Das Ziel ist die Einschätzung des psycho-emotionalen Zustands des jeweiligen Kindes/Jugendlichen. 

Für diese Kinder werden individuelle Pläne zur Korrektur des Benehmens mit weiterer Adaptation zum sozialen Umfeld ausgearbeitet. In der Sporthalle der Schule treiben die Kinder und Jugendlichen jeden Samstag auch 1,5 Stunden Sport. Wir suchen immer neue Methoden, um die Kinder und Jugendlichen bei uns zu halten und ihnen besser professionell zu helfen. 

Lange wollten wir für die Kinder aus den süchtigen Familien ein Forumtheater anbieten. Diese interaktive Form der sozial-pädagogischen Arbeit ist in der Ukraine ganz neu. 

Ganz zufällig habe ich in der Vorbereitung einer meiner Reisen für deutsche Partner eine Frau kennengelernt. Sie stammt selbst aus der Ostukraine und wohnt als Flüchtling in Iwano-Frankiwsk. Sie hat Forumtheater in Berlin gelernt. Wir haben sie nach Czernowitz eingeladen, um einen Workshop für unsere MitarbeiterInnen durchzuführen. 


Das war 2 in 1: Wir unterstützten die Flüchtlinge in der schweren moralischen und materiellen Lage und gleichzeitig lernten wir neue Methoden. Für die MitarbeiterInnen der Stiftung war das eine Art von Supervision. Wir benutzen jetzt diese Methode in unserer Arbeit mit Jugendlichen ab 10 Jahren im Kinderprojekt. Dieses Studium war dank Ihrer Spenden möglich und Ihre Hilfe ist für uns sehr wichtig. Danke für die Unterstützung!

Zum dritten Mal fand im August für unsere 49 KlientInnen des Tagesrehazentrums (21 von ihnen sind Kinder unter 16 Jahre) das schon traditionelle Sommercamp in Karpaten statt. 

Ziel war wie immer ein Anstoß und die Stärkung der Motivation zu positiven Änderungen im Leben, für sinnvollen Zeitvertrieb ohne Alkohol und Drogen und die  gemeinsame Erholung von Familienmitgliedern der KlientInnen des Tagesrehazentrums. 

Alltag im Sommercamp

Es war für viele nicht einfach. Unsere KlientInnen sollten bestimmten Regeln befolgen: alle TeilnehmerInnen sollten aktiv am Unterricht (laut Grafik) teilnehmen, jeder Teilnehmer sollte mindestens 5 Stunden in der Gruppe arbeiten und mindestens 1 Stunde Einzelgespräch besuchen. Sehr streng war das Verbot des Konsums von chemischen Mitteln, Gewalt und sexuellen Beziehungen. 

Diese Gymnastik war bei den Elterngruppen und besonders bei Kindern sehr geliebt. 

Jeder Tag begann mit Morgengymnastik. 

Am Abend wieder Atemgymnastik.


Das Essen war mannigfaltig mit Berücksichtigung der Diätanforderungen für Hepatitis C-Kranke. Die Gastgeber haben eigene Bioprodukte verwendet und auch viele traditionelle Volksspeisen zubereitet, was alle positiv angenommen hatten. Besonders die Kinder haben sich über die Suppen gefreut: die Köchin und ihre Helferinnen haben regelmäßig Dankbarkeitsworte gehört. 

Und täglich gab es ein Lagerfeuer zur Beendigung des Tages.

Theateraufführung


Ein Tag im Programm war der Kunsttag für Kinder. Die Erwachsenen haben die Gesichter der Kinder als Tiergesichter nach Wunsch der Kinder bemalt. Damit haben die Kinder Rollen bekommen und sollten selbständig ein Märchen selbst ausdenken und dann spielen. So haben die Kinder für die Erwachsenen eine Theateraufführung vorbereitet. 

Dieses Camp zählte ganz sicher zu den stärksten Eindrücken des Jahres für unsere KlientInnen und gab hohe Motivation zur weiteren Arbeit am Wege der Besserung.

Sonst arbeitet unser Tagerehazentrum wie immer täglich. In der älteren Gruppe waren 2016 86 KlientInnen im Alter von 19 bis 48 Jahren, in der Abteilung der Minderjährigen 107 KlientInnen und dazu 43 co-süchtige Familienangehörige. Seit dem Beginn der Arbeit im Jahr 2013 waren 706 Personen im TRZ. 

Die Mehrheit unserer KlientInnen ist noch nicht bereit, in den Gruppen zu arbeiten bzw. anderen erlauben wir noch keine Gruppenarbeit. Daher gab es im Berichtszeitraum weniger Gruppen­einheiten. Wir arbeiten mit schonender positiver Kunst- und Musiktherapie. 

Die Themen der Gruppenarbeit sind folgende:

Sexuelle Ausbildung, Psychohygiene, Gruppe der persönlichen Entwicklung, Programm der «12 Schritte», Unterricht bei der Festigung von sozialen Kompetenzen, Finanzausbildung, Familien­therapie, soziale Ausbildung, Unterstützungsgruppe, therapeutischer Videosaal. 

Unsere KlientInnen lernen, ohne Suchtmittel sinnvoll die freie Zeit gestalten. Sie spielen Tischspiele, Schach, Backgammon und organisieren selbst Gruppenausflüge. Jeden Sonntag machen sie Gesundheitsgymnastik mit Elementen der Nischi-Gymnastik.

Das Programm für Minderjährige ist auf Korrektur des Benehmens und Wiederherstellung von sozialer Verantwortung gerichtet. Überwiegend ist die Arbeit individuell. Gleichzeitig gibt es Gruppen­­arbeit zu den Themen Familienausbildung, Psychohygiene, Kunsttherapie, Gruppe der Emotionen, Motivierungsintervention und  Arbeit mit Computer.

Zweimal pro Woche besuchen die Kinder und Jugendlichen den Sportsaal (Sportunterricht mit Elementen von Taiboxen und Körperpsychologie). 

Oft stellt sich die Frage: wie finden unsere KlientInnen das TRZ? 

Einige Fotos geben Ihnen eine Vorstellung über unsere regelmäßige Arbeit mit Straßenkindern. Mit unserem Kleinbus fahren wir durch die Stadt und reden mit Kindern und bauen so Vertrauen auf. So haben wir auf einem Sportplatz eine sehr motivierte Gruppe Jugendlicher getroffen. Wir haben den Jugendlichen geholfen, den Sportplatz in Ordnung zu bringen und helfen ihnen bei der Organisation von Wettbewerben in Straßengymnastik-Work out. Nicht nur in der warmen Jahreszeiten draußen, sondern auch bei schlechten Wetter in der Sporthalle. 

Nachfolgend z.B. ein Artikel in der örtlichen Zeitung über so einen Wettbewerb im Dezember 2016. 

Im 2016 hat das Ministerium für soziale Politik unser Konzept der Arbeit mit der Minderjährigen mit Drogenerfahrung für die Arbeit im ganzen Land genehmigt.

Mit unserem Bus zu Straßenkindern

Ein großer Teil unserer minderjährigen KlientInnen sind Lehrlinge von Berufsschulen. In 2016 haben wir 32 Treffen mit insgesamt 800 Studenten von Berufsschulen organisiert. 

Außerdem führen wir im Kriminalamt jeden zweiten Samstag individuelle Gespräche mit dort registrierten Minderjährigen und ihren Eltern und organisieren Gruppentreffen mit Jugendlichen. Einige von ihnen sind Klienten des TRZ geworden. Später haben diese Jugendliche ihre Freunde ins TRZ gebracht, die im Kriminalamt nicht registriert waren, aber auch das Programm von TRZ begonnen hatten. 

In den Trolleybussen der Stadt und in Apotheken haben die MitarbeiterInnen die Informations­materialen über das TRZ und die Selbsthilfegruppen geklebt.

Gute Kontakte haben wir zu Studenten der Nationalen Universität Czernowitz.

 

Das Studentenparlament initiiert oft mit uns gemeinsame Aktionen, Treffen und Diskussionen.

 

Die Studenten des 2. und 4. Studienjahres der Fakultät für Psychologie und soziale Arbeit absolvieren bei uns in der Stiftung ihr Praktikum. 

 

Im Studentenheim von Uni Czernowitz (Foto)  

Die Projekte von „Harm Reduction“ und das Tageszentrum bedeuten Arbeit mit den Folgen von Drogenkonsum. Es ist sehr wichtig zu versuchen, nie zu beginnen. Darum arbeiten wir auch weiter in und mit den Volksschulen der Stadt. 

Das Programm ist genehmigt und besteht aus zwei Teilen: „Mein Körper“ und „Ich und die Andere“.

Das heutige Team besteht aus 4 Paaren von nichtrauchenden TrainerInnen. Mit unserem Programm in der Schulzeit haben wir in 2016 über 3.500 Schulkinder der Anfangsschulen erreicht. Zusätzlich haben wir neue Themen ausgearbeitet: “Sicherheit im Internet”, “Rechte und Pflichten”, “Sport”. 

Wir merken, dass die Schulkinder heute das Unterrichtsprogramm schneller bearbeiten als früher. Darum haben wir einige Inhalte von schon existierenden Unterrichtseinheiten ergänzt oder sogar geändert. In Klassen mit über 40 Schulkindern ist umgekehrt zu wenig Zeit und man arbeitet manchmal in der Pausen, weil die SchülerInnen nicht aufhören möchten. 

In einigen Schulklassen kontrollieren die KlassenlehrerInnen unseren Unterricht. Das führt dazu, dass die Kinder nicht genug offen sind, haben Angst, ihre Meinung zu äußern oder zu verteidigen und logische Verbindungen aufzubauen. Darum bleiben unsere MitarbeiterInnen länger in solchen Klassen, um den LehrerInnen ausführlicher das Programm zu präsentieren. 

Sonst haben die KlassenleiterInnen unseren Unterricht sehr gern, weil sie oft die positive Wirkung auf die Schul­kinder und ihr Benehmen betonen. Davon zeugen schriftliche Einschätzungen und Dankbarkeiten der LehrerInnen. Zusätzlich arbeiten unsere MitarbeiterInnen mit Schulpsychologen, besonders wenn es Kinder betritt, deren Eltern in der Ostukraine kämpfen oder als Flüchtlinge bei uns leben. 

Und noch ein wichtiges Moment. In den Schulen hängen die Informationen über die Aktivitäten der Stiftung. Dank dieser Arbeit in den Schulen wenden sich Eltern der SchülerInnen, die entweder HIV-positiv sind oder ein Suchtproblem in der Familie haben, an uns. Unsere Hotline hat 38 Anrufe von Schulkindern selbst zum Thema Sucht von psychoaktiven Mitteln gekommen.

Hier ist eine kleine Fotoreihe als Bericht über die Arbeit eines Paars in unserem Schulprojekt.

Während der  Sommerferien haben unsere MitarbeiterInnen ein Sommerprogramm ausgearbeitet und arbeiteten in den Schulbibliotheken oder städtischen Bibliothek für Kinder und Jugendliche. Insgesamt haben 156 Kinder und Jugendliche der Anfangsschule 24 Unterrichte bekommen. Für 18 Eltern wurde in der Städtischen Bibliothek für Kinder und Jugendliche zusätzlich eine “Schule der verantwortungsvollen Eltern” (4 Unterrichtseinheiten) durchgeführt.

Zum ersten Mal haben wir auch für unsere MitarbeiterInnen Supervision angeboten. Am Anfang stand die Diagnostik des Zustandes der MitarbeiterInnen in allen Projekten ( Harm-Reduktion-Programm, Tagesrehazentrum und Schulprojekt). Die höchste Ausprägung von emotionellem Ausbrennen (Burnout Syndrom) fand sich im Schulprojekt, besonders bei Männern. Die Schul­kinder saugen die Energie von unseren PädagogInnen und PsychologInnen, weil sie im Leben vermutlich wenig Kontakt mit Männern haben ( in den Schulen sind überwiegend Frauen Lehrerinnen und es gibt auch viele alleinerziehende Mütter). Darum planen wir für unsere Mitarbeiter des Schulprojekts zusätzliche Ausbildungen und weitere Superrevision. 

Ich möchte mich sehr herzlich bedanken für die Möglichkeiten, die Ihre Spenden uns erlauben. Es sind im Alltag viele Sachen, die eine sofortige Reaktion brauchen: z.B. der Computer oder die Eingangstür sind kaputt, Preiserhöhung von Kommunalleistungen oder dringende Supervision für das Team. Danke, dass wir mit Ihrer Hilfe das rasch leisten können. 

Auf Grund der neuen Gesetze sind wir gezwungen, viele Änderungen im Statut unserer Stiftung zu machen. Wir ändern auch unseren Namen. Jetzt ist er kürzer: Einfach: Czernowitzer Wohl­tätige Stiftung “ Neue Familie”. Das bedeutet aber auch alte Konten bei der Bank zu schließen und neue zu eröffnen. Diese Ausgaben waren in keinem Projekt vorgesehen, und wir haben das finanziell nur dank Ihrer Spenden geschafft!

Aus Ihren Spenden haben wir zum ersten Mal eine Wirtschaftsprüfung beantragt. Die Prüfung hat ein hochqualifiziertes Büro durchgeführt. (web: www.cpaudit.com.ua). Das dauerte zwar länger als beide Seiten sich das vorgestellt hatten, aber die Ergebnisse waren sehr gut. 

Ich habe versucht, Ihnen einen kurzen Überblick über die Aktivitäten unserer Stiftung zu geben. Ohne Ihre Hilfe wäre das alles unvorstellbar. Wir danken der Internationalen Alliance der öffentlichen Gesundheit und AIDS Fundation East West (Niederlanden), dem Verein Confinis (Österreich) und der Sarah-Dürmüller – Hans Neufeld Stiftung (Schweiz), der Promedika Stiftung Chur, sowie den privaten Stiftungen aus der Schweiz De Clivo, Johanna Kann Stiftung, Hilda und Walter Motz-Hauser-Stiftung, sowie der Partnerschaft mit Osteuropa aus Coswig (Deutschland) und dem Verein Lifeline.help (Schweiz), dem Rotary Club Basel, den Volontären von ASF (Deutschland), und privaten Sponsoren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Danke auch an meine Kollegen aus den Reisebüros EOL, GAEA und Deutsche Gesellschaft Sachsen, die Besuche unserer Stiftung in Reiseprogrammen einschließen. Wir bedanken uns bei Allen für regelmäßige Beiträge und einmalige Spenden, für das Verständnis und das Vertrauen. 

Liebe Freunde,

wir hoffen, dass das Jahr 2017 uns allen Frieden bringt. Sie sind jederzeit herzlich willkommen! Und wenn Sie wirklich nicht kommen können, würden wir gerne von Ihnen zumindest lesen oder telefonisch hören.

Mit Dankbarkeit

Ihre Tetyana Berezhna

und das Team der Stiftung “Neue Familie”