20.10.2014-21.10.2014  

"Zukunftsmodell Bukowina:

Zivilgesellschaft gestern, heute und morgen in der Ukraine"


1. Tag

Welche historischen Wurzeln hat die Zivilgesellschaft in der Bukowina? Wie haben sich die Zivilgesellschaften in Deutschland und in der Ukraine in den letzten beiden Jahrzehnten verändert? Welche Projekte können zur zivilgesellschaftlichen Entwicklung beitragen und worauf ist bei der Planung und Umsetzung zu achten? Mit diesen Fragen beschäftigten sich zwei Tage lang Studierende und Vertreter von lokalen NGOs in dem von Tetiana Berezhna (NGO „New Family“) und Markus Winkler (Projektmitarbeiter IKGS) geleiteten Workshop. Das ukrainisch-deutsche Tandem hatte dazu sowohl Inputphasen als auch kleinschrittige Arbeitsphasen vorbereitet, in denen die Teilnehmenden selbst anhand von Kriterien des Projektmanagements eigene Projektideen entwickelten und dazu Ziele, Aufgaben, Ressourcen, Risiken und Effizienz analysierten.


Zivilgesellschaftliche Initiativen in der Vergangenheit der Bukowina

Nach einer Rundfrage zu den Funktionen einer Zivilgesellschaft aus Sicht der einzelnen Teilnehmer wurde in einer kurzen Präsentation auf die bereits zu Habsburgerzeiten in der Bukowina vorhandenen zivilgesellschaftlichen Strukturen aufmerksam gemacht. Das damals sich stetig ausweitende Vereinswesen, das sich in Bildungs-, Kultur- oder auch soziale Vereine auffächerte, war Sinnbild einer Partizipation und Zusammenarbeit der lokalen Bewohner. Mit dieser Präsentation konnte auch die Wahrnehmung der Teilnehmer geschult werden. Denn auch wenn die meisten Vereine heute nicht mehr existieren, bestehen noch fast unversehrt die Gebäude, in denen sie seinerzeit wirkten. Somit können die Bewohner von heute aus einer neuen Perspektive auf ihre Stadt schauen und in Erinnerung rufen, welche Bedeutung Vereine an diesem Ort in der Vergangenheit spielten, wie beispielsweise die Jüdische Toynbeehalle in Czernowitz.

Best practice: Nova Simja (Neue Familie)

Diese von Tetiana Berezhna im Jahr 2000 in Czernowitz mitbegründete Organisation entwickelte sich von einer spezifischen Projektidee – die Unterstützung von Drogenabhängigen, Prävention vor HIV und Drogenkonsum – zu einer Gesundheits-, Sozial- und BildungsorganisationNova Simja arbeitet bereits mit Kindern und Jugendlichen, bieten ihnen Alternativen zum Leben auf der Straße, bindet sie in kreative Projekte (z.B. Herstellung von Trickfilmen) ein. Zum mittlerweile fast 60köpfigen Personal dieser NGO gehören auch ausgebildete Psychologen, die die Klienten professionell betreuen. Aufgrund des aktuellen militärischen Konflikts in der Ukraine fällt der Organisation auch ein weiteres Aufgabenfeld zu. Gegenwärtig werden 176 verwundete und traumatisierte Soldaten im Militärkrankenhaus der Stadt von Psychologen der Organisationbetreut. Tetiana Berezhna berichtete über die bürokratischen Schwierigkeiten zu Beginn ihrer Arbeit und mit wie vielen Hindernissen sie gerade bei diesem Thema zu kämpfen hatten. Mittlerweile ist die Organisation in der Stadt anerkannt und erhält zum Teil kostenlos Räume für ihre Arbeit. Dieses konkrete NGO-Beispiel auf lokaler Ebene verdeutlichte den Teilnehmern die wichtigsten Aspekte des Projektmanagements und zeigte auf, dass Menschen, Institutionen und Logistik drei entscheidende Pfeiler in der Projektarbeit sind.

2. Tag - Instrumente des Projektmanagements

In einer Einheit zu Team- und Netzwerkbildung, Partnerschaft und Fundraising präsentierte Tetiana Berzehna die entscheidenden Faktoren eines erfolgreichen Projektmanagements. Markus Winkler stellte anschließend die wichtigsten deutsch-ukrainischen Projekte aus Vergangenheit und Gegenwart vor sowie Stiftungen und potentielle Förderer, die teilweise mit eigenen Büros in der Ukraine vertreten sind.

Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

In einer mündlichen Feedbackrunde fassten die TN ihre Eindrücke zusammen. Mehrere TN sagten, dass ihre Erwartungen übertroffen worden seien, da sie nicht nur viele Informationen über die zivilgesellschaftliche Entwicklung in Deutschland und der Ukraine erfahren hätten, sondern ihre erworbenen Kenntnisse (Projektmanagement) gleich im Workshop anhand von eigenen Projektüberlegungen praktisch anwenden konnten. Die Infos aus erster Hand, das best practice und die praktischen Übungen wurde als besonders nützliche Einheiten hervorgehoben.